Unsere Tiere sind häufig zu dick! Schätzungen zufolge ist fast jeder zweite Hund in Deutschland übergewichtig. Dabei ist Übergewicht für unsere Vierbeiner genauso schädlich wie für uns. An der Uni-Tierklinik in München zum Beispiel gibt es mittlerweile eine eigene „Ernährungssprechstunde“ für Haustiere.
Was ist so schlimm an ein paar Pfund zu viel?
Genau wie bei uns kann Übergewicht „schwere“ gesundheitliche Folgen haben. Hunde sind hauptsächlich von Gelenkserkrankungen betroffen, die so schmerzhaft sein und die Lebensqualität stark einschränken können. Übergewicht hat Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und die freie Atmung. Mit jedem Kilo zuviel steigt das Narkose-Risiko! Diabetes, Nierenerkrankungen und Blasensteine werden ebenfalls durch Übergewicht stark begünstigt.
Bewegung, die gegen die überflüssigen Pfunde helfen würde, wird durch Übergewicht erschwert. Rennen und Spielen macht einfach nicht so viel Spaß, wenn man schnell außer Puste ist und die Gelenke zwicken. Ganz fatal ist Übergewicht bei Welpen und Jungtieren — sind Fettzellen erst einmal angelegt, bleiben sie ein Leben lang erhalten. Außerdem schadet die zusätzliche Belastung Sehnen, Bändern und Gelenken, die ja noch im Wachstum sind. Das gilt besonders für Hunde großer Rassen.
Krank oder „falsch gehalten“?
Zunächst einmal sollten Sie Ihr übergewichtiges Tier vom Tierarzt durchchecken lassen, denn bestimmte Erkrankungen wie eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder Morbus Cushing können zur Gewichtszunahme führen. Bewegungs-Unlust kann auch einfach daher rühren, dass der Hund Schmerzen hat! Das sollte natürlich abgeklärt werden.
Hat das Übergewicht keine krankheitsbedingte Ursache, bleiben die Faktoren Fütterung und Bewegung. Und tatsächlich können wir unseren Hunden meistens am besten selbst helfen, indem wir etwas an unserer Tierhaltung ändern.
Bekommt Ihr Hund genug Bewegung?
Haben Sie sich da bisher vielleicht verschätzt? Fragen Sie einmal Ihre Tierärztin oder Tierphysiotherapeutin, wie viel Bewegung Ihr Tier wirklich braucht, um gesund zu bleiben. Dabei sollten sich „Bällchenspiele“ in Grenzen halten, denn das Stoppen aus vollem Lauf ist Gift für die Gelenke, wenn man es übertreibt. Gehen Sie lieber zusammen joggen, nutzen Sie Suchspiele oder einen Futterdummy mit gesunden Leckerlis, um Ihren Hund zu animieren, lassen Sie ihn Futterbröckchen „erjagen“ oder lernen Sie das Clickern — es bietet schier endlose Möglichkeiten, Ihren Hund zu motivieren und mit Spaß fit zu halten. Und keine Angst vor Futterbelohnungen! Wenn Sie gesunde Leckerlis wählen (s. unten), ist das Mehr an Aktivität und Lebensfreude bei Weitem wichtiger als ein paar Gramm Futter zusätzlich.
Futter — was, wie viel und wie?
Hunde sollten Futter nicht stets zur freien Verfügung haben, sondern feste Portionen bekommen. Und die müssen an den Bedarf jedes einzelnen Hundes angepasst sein! Der Fütterungsempfehlung auf der Fertigfutter-Packung vertrauen Sie besser nicht blind, denn die ist im Zweifel sehr hoch angesetzt. In vielen Futtermitteln für Haustiere sind außerdem Zucker und künstliche Zusatzstoffe enthalten — wie etwa Lockstoffe, die den Appetit anregen. Die sollten Sie natürlich meiden! Hunde können Stärke verwerten und brauchen sogar einen gewissen Anteil Kohlenhydrate im Futter, aber Zucker oder zu viel Getreide machen dick. Fett dagegen ist ein wichtiger Energielieferant und darf im Futter nicht fehlen, aber genau wie für uns Menschen gibt es auch für Tiere gesunde und ungesunde Fette. Achten Sie daher unbedingt auf hochwertiges Öl zum Futter!
Es kann auch sein, dass Ihr Futter nicht ausgewogen ist. Dann fehlen möglicherweise wichtige Nährstoffe und der Hund frisst insgesamt zu viel, um seinen Nährstoffbedarf trotzdem zu decken. Dem beugen Sie vor, indem Sie möglichst frisch füttern, damit die Nährstoffe noch enthalten sind, und möglichst abwechslungsreich, damit Ihr Hund rundum versorgt wird. Wir beraten Sie gerne dazu!
Und was ist mit Leckerlis?!
Bettelt Ihr Hund am Tisch und bekommt dann auch mal etwas ab? Was bekommt er über den Tag verteilt an Kauartikeln und Leckerlis?
Die häufige Empfehlung, Leckereien von der Futterportion abzuziehen, ist zu pauschal. Denn hier wird die Qualität der Nährstoffe nicht berücksichtigt. Würden Sie Ihrem Kind ein Eis kaufen und das dann vom gesunden Abendessen abziehen?! Genauso falsch wäre es, dem Hund die beim Frühstück erbettelte Butterbrot-Hälfte von der Frischfutter-Portion abzuziehen!
Entwickeln Sie lieber ein wenig Fantasie, was die Leckerlis angeht. Viele Hunde zernagen gern Karotten oder finden ein Häppchen Gurke, Apfel oder Melone sehr lecker. Getrocknetes oder gegartes Geflügel- oder Pferdefleisch (kleine Stückchen — keine ganzen Streifen) ist eine fettarme Belohnung. Bei solchen natürlichen Leckereien können Sie sicher sein, dass Sie Ihrem Liebling damit wirklich etwas Gutes tun.
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