Manche Hunde tun es fast das ganze Jahr über, andere nur im Frühjahr. Viele suchen gezielt bestimmte Halme aus, andere grasen regelrecht! Ist das immer ein Hinweis auf eine gestörte Verdauung oder Nährstoffmangel?
Viele Hunde fressen tatsächlich Gras, wenn sie sich ein bisschen „den Magen verdorben“ oder etwas Unverdauliches gefressen haben. Die Grashalme helfen ihnen, den Mageninhalt wieder loszuwerden. Oft sieht man Grasfressen auch auf leeren Magen – wenn die letzte Mahlzeit schon länger her ist, kann der Magen voll überschüssiger Galle sein. Auch hier hilft Gras dem Hund, sie auszuwürgen. Der Hund übergibt sich also nicht, weil er Gras gefressen hat, sondern er frisst Gras, um sich übergeben zu können und sich besser zu fühlen! Wenn man das öfter beobachtet, sollte man sich tatsächlich Gedanken um die Fütterung machen.
Aber meistens ist Grasfressen ganz harmlos. Junges, saftiges Gras im Frühjahr schmeckt einfach sehr gut. Man sieht oft regelrecht, wie die Hunde sich die leckersten Halme aussuchen. Damit nehmen sie frische Nährstoffe und Rohfaser auf, was sogar gesund ist. Natürlich sollten Sie Ihren Vierbeiner nicht am Rand gespritzter oder frisch gedüngter Felder oder vielbefahrener Straßen grasen lassen! Getreidehalme sollte er erst recht nicht fressen, da sie stark belastet sein können. Bei einer ausgewogenen Ernährung, zu der auch frisches Gemüse und Obst gehören, brauchen Sie sich wegen irgendwelcher Mangelerscheinungen aber kaum Gedanken zu machen.
Viele Hunde fressen Gras, wenn sie aufgeregt oder gestresst sind. Gerade junges Gras enthält viel Zucker (Saccharose, Fructane). Bei Anstrengung oder Stress sinkt auch bei Hunden der Blutzuckerspiegel. Mit süßem Gras wirken die Hunde dem entgegen – so ähnlich, wie uns nach größerer Anstrengung ein Stück Traubenzucker gut tut. Außerdem wirkt Kauen bekanntlich beruhigend. Der Hund kann sich mit Grasfressen auch von Dingen oder Situationen ablenken, die ihn beunruhigen. Und schließlich ist Gras oft die einzige verfügbare Quelle von Feuchtigkeit! Ist kein Wassernapf oder Bach erreichbar, bleibt dem durstigen Hund nur, Gras zu fressen. Probieren Sie es an heißen Tagen doch einmal mit Obst, Gurke oder Karotte als Leckerlis! Viele Hunde lieben Apfel oder Melone. In Stückchen geschnitten ersetzen sie nicht den pürierten Obst- und Gemüseanteil im Futter, aber sie sind eine süße und saftige Alternative, und vielleicht hat sich damit auch das Grasfressen erledigt.
Wie wir gesehen haben, ist Grasfressen meistens harmlos oder sogar gesund für unsere Hunde. Gedanken sollten Sie sich nur machen, wenn Ihr Hund exzessiv Gras frisst, über einen längeren Zeitraum quasi gar nicht mehr damit aufhören kann und wie „abwesend“ wirkt. Das hat dann womöglich nicht mit süßem Geschmack oder der Verdauung zu tun, sondern eher mit der Psyche. Mit Grasfressen versuchen manche Hunde auch, Stress abzubauen, sich zu beruhigen oder abzulenken. Auch in diesem Fall ist das Grasfressen an sich nicht problematisch, sondern nur ein „Symptom“ einer tiefer liegenden Ursache. Falls der Hund auch andere Dinge verschlingt, die gar nicht verdaulich sind, wie Socken, Steine oder andere Gegenstände, sollte man das sehr ernst nehmen. Diese Verhaltensstörung ist nicht nur gefährlich, sondern Hinweis auf eine schwere Erkrankung.
Wenn Ihr Hund aber einfach nur gern „Ziege“ spielt und genüsslich am Wegrand den einen oder anderen Grashalm nascht, können Sie ihm das ruhig erlauben.
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